Sie stand auf einem mittelalterlichen Platz vor einer Taverne, daneben ein Markthaus, in der Ferne sah sie eine Kirche, ein Schloss. Ein Déjà-vu überkam sie. War es dieselbe Welt oder nur ein Zufall, dass es hier genau so aussah wie damals, als die Elbenkönigin sie fand. Wie sich später heraus stellte, wurde dieses Stadt nach den Plänen des alten Carima erbaut, als das Königshaus aus ihrer alten Heimat flüchten musste (ohne jede weitere Beurteilung mangels eigenem Wissen ;-) d.R.). Egal, sie freute sich über eine neue Chance. Dabei dachte sie schon, es läge an ihr, dass jede Welt in der sie auftauchte früher oder später dem Untergang geweiht war. 

Sie sah sich in der Stadt um und stellte schnell fest, dass sie den meisten Einwohnern bereits in dem alten Land Carima begegnet war. Die Taverne, an der sie nun nach ihrem Rundgang wieder angekommen war, lag verlassen in der Nachmittagssonne. Sicher hatte sich die Wirtin zu einem Mittagsschläfchen zurück gezogen. Drin fand sie Fässer mit Wein und Bier, ließ in Gedanken anschreiben und trat kurze Zeit später mit einem Becher Rotwein in der Hand wieder vor die Taverne. Im Vorgarten setzte sie sich auf eine Bank und genoss die Ruhe. Ein laues Lüftchen machte die Sonne erträglich und in den Bäumen hielten selbst die Vögel Mittagspause.

Matti auf der "Hellspont Fairfax"    (anklicken)
Matti auf der "Hellspont Fairfax" (anklicken)

Verträumt dachte sie zurück an die ganzen Erlebnisse, deren Summe sie vorerst in dieser Stadt stranden ließen. Sie sehnte sich nicht nur nach den Elben aus Magic, ja sie vermisste auch die alten Zeiten im Labor und auf der Krankenstation der „Hellespont Fairfax“. Der Blick von dort in das Weltall oder hinunter auf ihren Planeten war einfach unbezahlbar … bevor der Feind alles vernichtete. Sie musste an Kyle denken, der sie in solchen sentimentalen Momenten immer grinsend von der Seite ansah.
Noch immer verdrängte sie den Gedanken an jenen Morgen, als sie diese apokalyptische Druckwelle auf sich zu rasen sah. Nach vielen Stunden der Bewusstlosigkeit fand sie damals nur zögerlich und mit dröhnenden Kopfschmerzen ins Leben zurück. Nachdem sie begriffen hatte, dass das Haus entgegen ihren Erwartungen nicht eingestürzt war, befühlte sie vorsichtig ihre schmerzende Schulter. Es würde eine ganze Zeit brauchen, bevor sie wieder einsatzfähig war. Offensichtlich wurde sie quer durch Schlafzimmer und Flur an die Wohnungstür geschleudert.
Nach endlosen weiteren 30 Minuten fand sie die Kraft, den kurzen und doch so schweren Weg zurück in das Schlafzimmer auf sich zu nehmen. Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich, sie fand ihren leblosen Freund neben dem Bett, die Splitter der Fensterscheiben hatten ihn buchstäblich zerrissen. 
Leise nahm sie Abschied von ihm und sie wusste, dass ihr Leben nie wieder so sein würde wie vorher.

 

 

Immer noch saß sie im Vorgarten der Taverne, den Blick starr auf den Becher vor sich gerichtet. Entschlossen stand sie auf und ging, den Kopf erhoben und festen Schrittes, in Richtung Schloss. Es war nicht die Zeit, an die Vergangenheit zu denken. Hier und heute hatte sie andere Aufgaben.

 

Meist sah sie die Königin nur auf Audienzen, nur selten kam es zu Gesprächen im kleinen Kreis, an denen sie teilnehmen durfte. Und doch konnte sich die Monarchin an sie erinnern. Der Stadtverwalter Heinrich zeigte Matisha nun auf Geheiß der Königin einige leerstehende Häuser. Groß sollte es sein, das wusste sie schon. Sie wollte genügend Platz haben, um einige wissenschaftliche Experimente durchführen zu können und Gerätschaften zu bauen. So entschloss sie sich zu einem zweigeschossigen Fachwerkhaus mit Blick auf die Festwiese.

 

XXXPLATZHALTERXXX

 

Herjee, hätte sie auf der Akademie in Thermodynamik doch nur besser aufgepasst! Sie wusste zwar die Technik auf einem Raumschiff zu bedienen, aber wie man eine einfache, sichere Dampfmaschine baut...
Matti schüttelt den Kopf. Das Teil lag explodiert zu ihren Füßen. Sie schaute aus dem Fenster, ob irgendwer den Lärm gehört hatte, schließlich wohnte sie an der meistbegangenen Straße direkt am Schlosstor. Sie sah nur diese alte, sehr schwerhörige Frau, die als Gast in der Taverne wohnte.
All ihr Wissen müsste doch den Mangel an gutem Baumaterial ausgleichen können, um sich etwas zu bauen, was den Alltag hier im Haus etwas erleichterte! Klar, es war kein Problem, die Gardinen vor den Fenstern mittels Schnur und Laufräder nach rechts und links aufziehen zu können, etwas, worauf die Menschen hier offensichtlich noch nicht gekommen sind. Aber etwas richtig Sinnvolles herzustellen, das vermag sie nicht. Wer denkt auch schon daran, dass er mal einen Generator bauen müsste, statt ihn nur zu bedienen.
Seufzend wendet sie sich wieder den alltäglichen Dingen zu. Sie wollte noch Kartoffeln und Möhren im Landei kaufen und einen neuen Teppich bei "Krimskrams". Und da waren noch diese verfallenen Ruinen, an denen sie einst auf dem Weg zur Stadt vorbei kam. Schon damals drängte es sie, in den verlassenen Häusern nach verwertbarem zu suchen, aber genauso neugierig war sie auch auf das Ziel gewesen, welches die Gauklerinnen verfolgten.